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19.05.2012

Meilensteine der Evolution

Kommen wir zu einem Thema, zu dem ich schon länger einen kompletten Überblick geben wollte. Da ich grade entschieden habe, meinen Veröffentlichungsrhytmus von Meilensteine der Evolution komplett umzustellen, halte ich dies für einen guten Moment, um ein wenig mehr über die Serie zu erzählen. Wo sie herkam, wo sie hingeht.
Also, auf auf Doktor Freuds Couch, es geht in meine Kindheit:

Kindheit
Etwa ab dem Alter von sechseinhalb war ich ein richtiggehender Bücher-Freak. Ich hatte Lesen nicht vor der Schule gelernt und holte nun auf. Was mich vor allem faszinierte waren Bücher über die Natur und hier wiederum eine Art von Kreaturen ganz besonders: Dinosaurier und ihrem Schlepptau alles, was sonst noch ausgestorben war. Es half, dass die westliche Welt grade im Vorlauf einer gewaltigen Dinosaurier-Welle („Dinomanie“) war, die ihren Höhepunkt 1993 mit dem Erfolg von Jurassic Park erreichen sollte, sich aber schon lange vorher ankündigte. Dass sowohl Jurassic Park als auch zwei Jahre zuvor der dazugehörige Roman Dino Park große Erfolge waren kam nicht von ungefähr.
Die Paläontologie befand sich in großer Umwälzung, da sich just zu jener Zeit die Erkenntnis Bahn brach, dass Dinosaurier keineswegs plumpe Reptilien waren, sondern den modernen Säugetieren im Lebensstil in nichts nachstanden. Die Umwälzung eines ganzen Wissenschaftszweiges ließ sich fast Tag für Tag in der Zeitung verfolgen. Bücher über Dinosaurier zu finden war damals einfacher denn je und so wuchs meine Sammlung von Büchern über diese Tiere.
Über diesen Umweg kam ich mit einem kaum beachteten Buchgenre in Berührung: Xenofiktion. Die Xenofiktion umfasst Geschichten mit einem Fokus auf nichtmenschliche Hauptfiguren. Unten am Fluss ist das wohl bekannteste Beispiel, aber für mich war ein anderer Autor zentral für meine weitere literarische Prägung: Lothar Streblow.

Streblows Tiergeschichten umfassten drei Urzeitgeschichten. Die Bücher sind inzwischen weitgehend vergessen und nicht mehr im Druck. Aber für mich haben sie die erzählte Geschichte als Methode der Beschreibung fest mit dem Leben der Urzeit verbunden, Streblow würde ich heute als einen meiner größten literarischen Einflüsse bezeichnen (mit Bernard Werber, Franz Kafka und Jean Paul).

Gymnasium
Springen wir ein bisschen. In der Zwischenzeit las ich weitere Xenofiktion wie Raptor Red und Die Ameisen. Die wenigen Vertreter des Genres wurden meine Lieblingsbücher und -filme. Aber hier geht es um die andere Motivation für die Serie Meilensteine der Evolution.
Etwa in der zwölften Klasse erfuhr ich von der Bewegung der Kreationisten. Eine Klassenkameradin hatte damals das Buch eines Niederländers gelesen und gab es mir zum Widerlegen. Meine Jahre Beschäftigung mit den Tieren der Urzeit hatten mich zu diesem Zeitpunkt zu einem Experten für diese Tiere gemacht (noch heute kennen Schüler der Peter-Ustinov-Schule aus Erzählungen den „Dinosaurier-Jungen“, wie ich bei einem Besuch dort 2009 erfuhr - aber das ist eine andere Geschichte).
Wie dem auch sei, ich erfuhr also von den Kreationisten, einer losen Gruppe radikal Christen, die glaubten, dass die Welt von (einem) Gott erschaffen sei und sich seitdem nur marginal geändert habe. Sehr verkürzt formuliert. Family Guy erklärt den Unterschied etwas besser:

Die Kreationisten argumentieren nicht etwa mit Beweisen für ihre Idee, sondern mit Hinweisen auf Lücken in unserem Bild der Evolution.

Lückenschlüsse
Und hier nun kommen wir langsam zur Gegenwart. Die Kreationisten behielt ich im Auge und sie begannen, Fuß zu fassen. Vor allem in der evangelikalen Bewegung in den USA, aber als Ausläufer dessen zunehmend auch in Europa. Ihr Hauptargument war immer wieder: Es gibt keine „Missing LInks“, womit sie Übergangsformen zwischen verschiedenen Tiergruppen meinten. Jene, die sie kannten, widerlegten sie immer wieder ausführlich. Wenn man nur ein einziges Tier als Stellvertreter der großen Anzahl von Tieren sieht, die den Übergang zwischen zwei Gruppen bilden, ist das relativ einfach. Und hier ist mein Ansatzpunkt: Von allen großen Übergängen gibt es jeweils eine ganze Reihe von Arten, die bekannt sind. Nicht nur die allgemein bekannten Schulbuchgäste wie Urvogel Archäopteryx, Urmensch Australopithecus und Urlurch Ichthyostega. Ich war der Überzeugung, wären sämtliche Schritte der großen evolutionären Meilensteine bekannt, bräche die Argumentation der Kreationisten in sich zusammen.
Also nahm ich mich dessen an.

Meilensteine der Evolution
Ich begann mit den Amphibien. Die letzten Jahre waren von zahlreichen Neuentdeckungen bei den frühesten Landwirbeltieren geprägt und so waren sie eine natürliche Wahl für ein aktuelles Thema an einem entscheidenden Punkt in der Evolution des Lebens auf der Erde. Weitere Bände sollten monatlich folgen.
Und hier kommt die Veränderung ins Spiel, von der ich anfänglich sprach. Innerhalb eines Monats kamen drei weitere Bände zu den ursprünglich geplanten sechs. Auch wenn Feuchten Fußes ein Erfolg war und ich kein großes Problem damit hätte, die Serie beständig weiterzuschreiben: Es gab keinen Grund für einen solchen Rhytmus. Die Bände sind alle sehr ähnlich aufgebaut und können recht schnell geschrieben werden, indem ich einfach diese Grundstruktur anders fülle.
Also erscheinen die restlichen Bände nicht mehr monatlich, sondern nach dem ganz einfachen Motto: Wenn sie fertig sind. Da das das Einhalten einer festen Reihenfolge ad absurdum führt, wird es eine solche nicht mehr geben: Feuchten Fußes wird schon bald in einer erweiterten zweiten Auflage erscheinen, bei der unter anderem die Bandnummer auf dem Titelbild verschwindet. Alle anderen Bände erscheinen entsprechend in loser Reihenfolge, wenn sie fertig sind. Und wahrscheinlich auch schneller als einmal im Monat. Das sind die Bände mit andauernder Alliteration, die Hauptserie. Dies wären nach aktueller Planung (mit dem jeweiligen Thema und der Übersichtlichkeit halber noch mit ursprünglich geplanter Bandnummer):
  1. Feuchten Fußes (Die ersten Amphibien)
  2. Schwarzer Schwinge (Die frühen Vögel)
  3. Klirrender Kälte (Die Entstehung der Jahreszeiten)
  4. Zackigen Zahnes (Die „kambrische Explosion“)
  5. Schreitenden Schrittes (Die letzten Flugsaurier)
  6. n.b. (Fliegende Reptilien des Perm)
  7. Flinker Flosse (Evolution der Wale)
  8. n.b. (Massensterben am Ende des Perm)
  9. Klaubender Klaue (Entstehung Mittelamerikas)
Zur Hauptserie gesellt sich eine Ergänzung, eine Übersicht der Erdzeitalter, die zugleich als Begleiter der Bücher und Werbung für diese läuft. Dieser Band mit dem komplett aus der Reihe fallenden Titel Äonen der Urzeit wird als Bonus kostenlos hier auf der Seite für alle Lesegeräte erhältlich sein. Neben dem Hauptinhalt enthält er auch Hinweise auf die Bände der Hauptreihe und erfüllt so eine Zusatzfunktion als Werbung.

Nachdem die Serie wie geplant durch ist (eventuell mit einem zehnten Band zur Abrundung), erscheint ein Sammelband Meilensteine der Evolution mit sämtlichen Bänden zuzüglich des Bonusbandes in einem. Dieses wird als eBook für 9,99 € (statt 12,41 bzw. 14,90 für alle Einzelbände zusammen) erscheinen. Ich habe eine Weile überlegt, eine Papierausgabe davon zu produzieren, das ist aber bei farbig illustrierten Büchern wegen der hohen Preise (ich würde inklusive Vertrieb etc. erst ab 30 € keinen Verlust machen) für Farbdruck illusorisch. Vielleicht gibt es eine schwarz-weisse Printausgabe für 14,99 € oder so damit ich mir was als Andenken aufs Regal stellen oder bei Werbeauftritten und an Bibliotheken verschenken kann). Hinzu kommt möglicherweise ein kostenloser Sammelband, der nur die Geschichten enthält und als Werbung für die „Vollversionen“ über BitTorrent verteilt wird - das muss ich mir noch überlegen.
Meinen Plan, drei Sammelbände (einen für jedes Äon der Erdgeschichte) zu veröffentlichen gebe ich dagegen auf. Einige Zusammenhänge wie die Evolution des Fluges gehen über solche Einteilungen hinaus und wären dadurch auf unterschiedliche Bände zerteilt worden.

Damit sehe ich die Serie dann als vorerst abgeschlossen an. Eventuell gibt es 2013 eine zweite Staffel mit separatem Sammelband. Mit einem Blick auf den Beginn mehrzelligen Lebens im Präkambrium, die Rieseninsekten des Karbon, die Welt des letzten Eiszeitalters und weiteren Meilensteinen der Evolution. Auf der Erde gibt es seit etwa 3,5 Milliarden Jahren Leben. Es gibt also viel zu erzählen.

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